Das Auge ist eine der komplexesten und zugleich eine der effizientesten Entwicklungen der Schöpfung. Es beinhaltet alle optischen Gesetzmäßigkeiten, die sich die Wissenschaftler und die Erfinder der ersten Kameras und Teleskope über Generationen hinweg mühsam erarbeiten mussten.
Dies bestätigt, dass die Natur einmal mehr ein besserer und schnellerer Erfinder ist als der Mensch. Das Auge besteht aus einer kugelförmigen Hülle, die in Schichten aufgebaut ist. Daher auch der lateinische Name für den Augapfel: Bulbus Oculi. Die sogenannte Lederhaut ist die äußere Schicht.
Ein harter Schutz, der das Auge gegen das umgebende Gewebe abgrenzt, außer im Bereich der Pupille. Das Auge ist also ein geschlossenes System, das nur durch den Sehnerv und seine Blutgefäße mit dem Körper verbunden ist. Wie bei einer Kamera befindet sich das Objektiv, das gesamte optische System, vor der Sichtebene. Im Auge sind dies die lichtdurchlässige Hornhaut, die Iris und nicht zuletzt die Linse.
Um perfekt sehen zu können, müssen zwei Dinge stimmen: die Helligkeit und die Schärfe. Die Iris ist für die Regulierung der Helligkeit zuständig. Sie befindet sich direkt vor der Linse und ist mit winzigen Muskeln verbunden. Wenn es draußen hell wird, zieht sich die Irisblende zusammen und lässt weniger Licht herein. Umgekehrt vergrößert sich der Durchmesser der Iris, wenn die Helligkeit abnimmt. Ein wirklich intelligentes System, vergleichbar mit dem automatischen Verschluss moderner Kameras, nur dass das Auge viel mehr leistet.
Die Netzhautlinse ist für die Fokussierung zuständig. Je nachdem, ob sich ein Objekt in der Nähe des Auges befindet oder ob der Blick in die Ferne gerichtet ist, ändert die Linse ihre Auffangkraft genau so, dass die Strahlen auf die Netzhaut fokussiert werden.
Die Linse selbst ist weich und biegsam und das macht die Sehkraft aus. Je mehr sie sich wölbt und damit kugelförmiger wird, desto mehr wird das Licht wie bei einem starken optischen Glas gebündelt, je flacher sie wird, desto weniger wird der Weg des Lichts verändert. Möglich wird dies wiederum durch Muskeln, die mehr oder weniger stark an den Rändern der Linse ziehen und sie so in die gewünschte Form bringen.
Der Vergleich mit einem Fotoapparat lässt sich auch auf das Thema Pflege ausweiten. Wer das Objektiv seiner Kamera nicht regelmäßig reinigt, wird irgendwann nichts mehr sehen. Genauso ist es beim Auge: Im hinteren Teil, zwischen Linse und Iris, wird ständig eine Nähr- und Reinigungsflüssigkeit produziert, die unter anderem für die Linse sorgt. Hier ist ein empfindliches Gleichgewicht nötig: Es wird immer nur so viel Flüssigkeit produziert, wie aus dem vorderen Teil abfließen kann. Die beste Kamera ist nutzlos ohne einen geeigneten Film. Im Auge ist das die Netzhaut. Zwischen ihr und der Lederhaut verlaufen winzige Adern, die so genannte Venenhaut, die Sauerstoff und Nährstoffe bis in die hintersten Winkel transportieren. Bevor das Licht die Netzhaut erreicht, muss es zunächst den „Glaskörper“ durchqueren, eine gallertartige Flüssigkeit, die den größten Raum im Auge einnimmt.
Die Netzhaut wandelt die eintreffenden Lichtimpulse in Nervensignale um und leitet sie entlang des Sehnervs zum Gehirn.Aber die Netzhaut kann noch viel mehr. Sie kann Bewegungen von Dingen hervorheben oder Kontraste verstärken. Diese Arbeit wird von etwa 130 Millionen Sehzellen erledigt. Die meisten von ihnen sitzen dicht gedrängt in der so genannten „Makula“, dem Zentrum des fokussierten Sehens. Nur wenn die Bilder von außen hier fokussiert ankommen und richtig in Nervensignale umgewandelt werden, ist es uns möglich zu sehen.
Die Netzhaut ist nicht mehr als einen halben Millimeter dick und besteht aus neun Schichten.
Eine gigantische Sehleistung auf kleinstem Raum.